Fachstelle für Jugend – 55545 Bad Kreuznach     /     29.05.2025 – 01.06.2025     /  

Erinnern für die Zukunft – Berlin   /   

Geschichte begreifen – das war das Ziel einer Fahrt nach Berlin. Eine Jugendgruppe machte sich dort auf die Suche nach Spuren des Nationalsozialismus – als intensive Vorbereitung auf die kommende Bildungsfahrt nach Auschwitz und Krakau.

Die Fahrt, welche von der Fachstelle Jugend im Visitationsbezirk Koblenz, Büro Bad Kreuznach in Kooperation mit dem Pastoralen Raum Idar-Oberstein durchgeführt wurde, fand vom 29. Mai bis 1. Juni 2025 statt. Ca. vier Wochen vor der Fahrt trafen sich die Jugendlichen bereits in Kirn, um sich Kennenzulernen, Erwartungen und Befürchtungen auszutauschen und die Tage in Berlin zu planen.

Bereits am Ankunftstag begab sich die Gruppe auf einen Spaziergang durch die politische Topografie der Stadt: Vom Checkpoint Charlie über die Reste der Berliner Mauer in die Wilhelmstraße, vorbei an der „Topographie des Terrors“, entlang der einstigen Schaltzentralen nationalsozialistischer Macht. Auch der Ort des ehemaligen „Führerbunkers“ und das Holocaust-Mahnmal lagen auf unserem Weg – Orte, die heute an das erinnern, was nie vergessen werden darf. Der Tag endete am Brandenburger Tor – mit vielen Eindrücken im Gepäck.

„Ich wusste gar nicht, wie dicht sich die ganze deutsche Geschichte auf wenigen Kilometern sammelt.“ sagte eine Teilnehmerin am Abend.

Am Freitag ging es zum Wannsee, ins gleichnamige Haus der Wannseekonferenz. Nach einer eindrucksvollen Führung durch das Gebäude, in dem die systematische Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden 1942 besprochen wurde, arbeiteten die Jugendlichen in einem Workshop zur Dokumentenanalyse mit Originalquellen – insbesondere mit dem berüchtigten Protokoll der Konferenz. Der Nachmittag stand zur freien Verfügung, bevor abends in einer gemeinsamen Reflexionsrunde die Eindrücke des Tages geordnet wurden und der Bogen zur Gegenwart gezogen werden konnte.

„Ich fand es sehr spannend, mich mit der Täterperspektive zu beschäftigen. Während in Auschwitz vor allem die Opfer im Mittelpunkt stehen, konnten wir hier anhand der Geschichte der Täter auch gut überlegen, wie Täterstrukturen damals funktionierten – und welche Konsequenzen wir daraus für heute ableiten können.“ so eine Teilnehmerin am Abend.

Am Samstag folgte ein Besuch in der „Topographie des Terrors“, mit einer Führung durch die Dauerausstellung. Besonders eindrücklich waren für viele die Dokumente zur „Aktion T4“ – dem Mord an Menschen mit Behinderung – sowie die Erkenntnis, wie viele Menschen in der deutschen Gesellschaft an der Shoa beteiligt waren, davon profitiert oder sie stillschweigend akzeptiert haben. Am Nachmittag besuchte die Gruppe das Jüdische Museum Berlin, das viele Teilnehmende als herausragend erlebten: „Das war das beeindruckendste Museum, in dem ich je war.“

Den Abschluss bildete am Sonntagvormittag eine Führung im Deutschen Bundestag. Dabei konnten spannende Einblicke in das Gebäude und seine Geschichte erfolgen – und auch Orte entdeckt werden, die normalerweise nicht öffentlich zugänglich sind.

Susanne Mülhausen